Dezember 2015

Ein Jahr später…

Erneut auf Lanzarote angekommen, ging ich wider mit Liz zum Wandern und besuchte auch ihre Hundelaufstunde „Sozial Work“.

Mit sechs fremden Hunden und Hundebesitzern, sowie einem weiteren Hund von Liz (einer großen Braundogge), ging es zum Hundelauf in die weite Prärie Lanzarotes, um das Sozialverhalten der Hunde zu schulen.

Die Herausforderung für mich

Die Braundogge Sina erinnerte mich an den Boxerhund, der mich angegriffen hatte. Ich merkte anfangs wie mir die Bilder des Angriffs einfach wieder im Kopf herum tanzten. Das Szenario in meinem Kopf, sowie das Adrenalin in meinem Körper ließen sich einfach nicht unterdrücken. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken oder hätte mich in Luft aufgelöst. Trotzdem verhielt ich mich ruhig und blieb meiner Hundetrainerin immer auf den Fersen. Die Anweisungen von Liz, wie ich mich am besten verhalten sollte und Tascha, die
Rhodesien Ridgeback, die ich ja bereits kannte, haben mich dabei unterstützt, wieder zur Ruhe und in das Vertrauen zu kommen.

Vier Jahre später und nach einer zweiwöchigen Hundeangst-Therapie

Meine Erfahrungen habe ich in einem kleinen Therapietagebuch zusammengefasst. Es ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, mit dem ich andere Menschen inspirieren möchte, sich einen geeigneten Therapeuten für ein Kynophobie-Training zu suchen.

Hinweis: Ich erhebe keinen Anspruch auf medizinisches, therapeutisches Fachwissen und habe keine Hundetherapie- Ausbildung.

Mein Lernerfolg und mein Fazit

Der Weg zurück zum eigenen Hund ist geebnet!

Gerne möchte ich mich aber noch weiter ausbilden lassen, da es mir sehr viel Freude macht mit Hunden und deren Besitzern zu arbeiten.

Ich kann nur jedem ans Herz legen sich auf den Weg zu machen, um sich fachkundigen Rat und eine praxisnahe Therapie zu suchen. Schon nach den ersten Sozial Work-Spaziergängen und Therapietagen habe ich einen deutlichen Fortschritt an mir bemerkt. Da ich einen weiteren Anspruch an meine Heilung hatte, war es für mich wichtig eine zweiwöchige Therapieeinheit zu absolvieren. Bei Liz „Dogs & People“ habe ich den richtigen Coach für mich gefunden.

Nach zwei Wochen Hundeangst-Therapie

Alleine mit Tascha unterwegs!

Was für ein großartiges Erlebnis und was für ein Lernerfolg!

Nach zwanzig Jahren wieder alleine mit einem tollen, ausgebildeten Hund Gassi zu gehen. Das hätte ich mir so nicht träumen lassen. Aber genau an diesen Punkt wollte ich wieder kommen. Meine Therapie war also „rundum“ ein voller Erfolg für mich.

Zurück in Deutschland

Wie konnte ich nun meinen Lernerfolg überprüfen? Ich besaß ja selbst keinen Hund. Der Frühling hatte begonnen. Also nichts wie raus in die Natur, um eine kleine Wanderung zu machen. So ließ die Gelegenheit mein neu erlerntes Wissen zu überprüfen nicht lange auf sich warten.

Zurück in Deutschland

An einem Wanderparkplatz saß ich im Auto und hatte die Fahrertür und das Fenster offen und war gerade dabei meine Wanderschuhe auszuziehen. Völlig unerwartet tauchten zwei große Collies aus dem Nichts auf und steuerten in Augenhöhe auf mich zu. Nicht angeleint! In der Nähe tauchte die Besitzerin auf und sie hatte keine Leinen bei sich.

Noch vor zwei Wochen, also vor meiner Hundeangst-Therapie hätte ich sicher blitzschnell die Türe heran gerissen und zugeschlagen und auch das Fenster hochgefahren. Und je nach Verfassung, aus sicherer Distanz vielleicht der Besitzerin noch einen blöden Spruch mit auf den Weg gegeben. Vielleicht einen Tipp, dass es gerade Hundeleinen bei Lidl oder Aldi im Sonderangebot gibt. Sehr witzig! Aber mir war es damals bestimmt nicht zum Lachen gewesen. Und hätte ich nicht gewusst, dass es sich um meine damalige Hundeangst-Phobie gehandelt hätte, hätte ich womöglich noch alle Knöpfe heruntergelassen und mich im Auto verbarrikadiert.

Damals „triggerte“ der Anblick eines großen Hundes automatisch meine Angst. Da kann man schon mal übertriebene Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:-) Aber jetzt begegnete ich der Situation völlig neu und setzte das Gelernte gleich um: Die Hunde nicht anzuschauen, sondern sie zu ignorieren.

Erst jetzt bemerkte ich, dass sich mein neu erlerntes Verhalten nach der Therapie auch im Unterbewusstsein abgespeichert hatte, und ich wie selbstverständlich ruhig und gelassen blieb. Das heißt für mich, dass der Erfolg so groß ist, dass ich neues Verhalten schon ohne Vorankündigung, direkt in der Situation und intuitiv abrufen kann. Dann schaute ich doch mal mit einem Auge nach den Collies, die jetzt in ca. zwei Metern Abstand vor mir standen. Der eine war der Tuffe; sehr freundlich wedelte er mich an. Sicher roch er noch die Leckerli aus Lanzarote in meiner Jackentasche. Ich hätte mich jedoch davor gehütet in meine Tasche zu greifen, um ihm eins zu geben. Der andere Collie war sehr ängstlich. Als ich an ihm vorbei schielte drehte er im Rückwärtsgang ab.

Es war gut für mich so eine Reaktion beobachten zu können. Hier merkte ich, dass ich bei meinem Hundeangst-Training von Liz so viel Wissen auf meinen Weg mitbekommen hatte, dass ich jetzt auch die Körpersprache eines Hundes besser lesen konnte.

Irgendwann kam auch die Besitzerin eingetrudelt und entschuldigte sich bei mir, dass ihre zwei Liebsten auf vier Pfoten heute nicht so gut folgen würden. Daraus entstand noch ein nettes Gespräch mit ihr.

Hinweis: In meinem Kynophobie-Tagebuch habe ich ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen geschildert. Ich mache keine medizinischen und psychotherapeutischen Aussagen. Bei Angstzuständen oder sonstigen Erkrankungen gilt es einen Arzt und Psychotherapeuten aufzusuchen.

Quellenangabe: Thenounproject.com Lizenzfreie Icons.